Revision 1 (zum Start am Sommerfest des OV P56 am 7.8.2004)

Gesagt - getan. Kurz darauf machten wir uns auch schon an die Planung der Revision 1. Hierzu musste zuerst einmal einiges an Grundlagen erarbeitet werden.  So mussten dann auch die verschiedenen Übertragungsformate auf SSTV genau analysiert werden und nach Spezifikationen im Internet gesucht werden.

Danach ging es dann an die Planung der Hardware.

Auf dem ersten Ballon nahmen wir eine analoge Kamera (s/w) mit nachgeschaltetem A/D-Wandler mit. Die hiermit aufgenommenen Bilder entsprachen aber leider nicht ganz unseren Qualitätsvorstellungen.

Der Testaufbau der Hardware, der aus dem Evaluationsboard mit Speichererweiterung, CF-Adapter etc. bestand wurde dann etwas kompakter aufgebaut.

Nach langwierigen Tests und Inbetriebnahmearbeiten schien die Hardware soweit ihren Dienst zu tun. Ausser dem EVA-Board incl. Aufsteckplatine waren aber weitere kleinere Boards notwendig, um den Ballon in Betrieb zu nehmen, bzw. nach erfolgter Landung wieder bergen zu können. So wurde ein kleine 3-fach Netzteil mit Schaltreglern entwickelt. Zum peilen waren ein 70cm- sowie ein 80m-Peilsender mit an Bord. Weiterhin kamen auch noch 3 Batteriepacks, ein Geiger-Müllerzählrohr, ein GPS-Empfänger, ein Feuchte- und ein Temperatursensor hinzu.

All diese Einzelbaugruppen miteinander verbunden sahen aber auch nicht mehr ganz so übersichtlich aus aber funktionierten soweit recht gut.

So bereiteten wir alles für den Start am Samstag, den 7.8.2004 vor. Von der Flugsicherung bekamen wir ein Startfenster zwischen 10:00 Uhr und 11:00 Uhr MESZ genehmigt. Neben dem großen Beduinenzelt, in dem wir unsere Kontrollstation errichtet hatten, mußten wir noch Pavillions für das Catering, ein Zelt für den Flohmarkt und ein Zelt für die Gäste aufbauen. Da dies aber recht zeitaufwändig war haben wir einiges davon schon am Vorabend erledigt. Im Vorfeld bauten wir auch die Linkstrecke für den Internetzugang, über den wir den Livestream geplant hatten, sowie die Kurzwellenstation und die PR-Station für den Converskanal 55 auf.

Am Startmorgen gabs um 7:00 erstmal ein das Ballonfrühstück, während dessen wir nocheinmal das Wichtigste besprachen. Die Rollen waren klar verteilt und so wußte jeder, der ca. 20 beteiligten OV-Mitglieder wo er anzupacken hatte.

Kurz vor dem Start kam das erste Problem auf. Der GPS-RX empfing keine Satelliten mehr. Wie sollten wir also den Ballon peilen? Nach einigen Messungen vermuteten wir, dass der Fehler bei der Antenne liegt. In der Hektik vor dem Start hatten wir natürlich die Ersatzantenne zu Hause gelassen und so mußte Jens nach Hause fahren um die Austauschantene zu holen. Dies dauerte aber eine Weile, sodass wir bei der Flugsicherung anrufen mussten um den Startzeitpunkt zu verschieben. Dies war laut des diensthabenden Flugsicherers aber kein Problem, da der Start ja ordnungsgemäß angemeldet war. So konnten wir mit ca. 2 Stunden Verspätung den gut gefüllten Ballon in die Lüfte lassen.

Eine Minute hielt auch die Freude an, bis dann das Entsetzen groß war, denn die Signale auf 145.200MHz waren plötzlich verstummt. Was war passiert? Keine hatte eine Erklärung. Auf einmal war die Hektik so groß, dass wir nicht einmal mehr die erfolgreiche Abkopplung unserer Tochternutzlast, eines Segelflugmodells mit ca. 200g incl. Fernsteuerung und Kamera mitbekommen haben. Das Flugzeug kreiste über den enttäuschten Besuchern und sendete schöne Livebilder zu uns herunter. Nach einigen Minuten landete es wohlbehalten auf dem Sportplatz hinter unserem OV-Heim.

Was konnten wir nun machen? Eigentlich nichts, außer auf ein Wunder zu hoffen. Aber die 2m Frequenz blieb still. Doch ca. 10min später hörten wir auf unserer 70cm Sendefrequenz die Notbake.   -.. .-.. ----- - - --   ... ... - ...-   -... .- .-.. .-.. --- -. (DL0TTM SSTV Ballon) mit sehr schwachem Signal. Da erinnerten wir uns auch daran, dass wir unseren 70cm-Transceiver, bzw dessen Prozessor mit ein wenig Intelligenz ausgestattet hatten. Sobald dieser von dem Hauptprozessor kein Signal mehr bekam ging er in einen Notfallmodus, in dem er die CW-Bake auszusenden begann. So hatten wir zwar eine Information, dass der Ballon irgendwo flog, aber leider nicht wo. Wir waren zwar darauf eingerichtet den Ballon zu Bergen, nachdem er gelandet war, aber wir setzten voraus, dass wir auch einige GPS-Daten hatten, um unsere Bergungsteams grob in die richtige Richtung schicken zu können. Leider konnten wir uns das nun abschminken. Plan B musste her. Im Converskanal 55 versuchten wir so schnell wie möglich andere Amateure zu aktivieren und das Signal anzupeilen um uns entsprechende Richtungsangaben zu machen. Auf einer vergilbten Locatorkarte, auf der die Felder nur sehr schwer zu erkennen waren versuchten wir eine Kreuzpeilung zu machen. Mithilfe von DL6NDU, DD8NR, DL5HCQ, DO3KFC und DK3WN konnten wir eine Peilung machen, die uns aber trotzdem eine Fläche von ca. 30km x 30km zum Absuchen lies. Da unsere Sender auf dem Boden liegend knapp über einen Kilometer weit zu hören waren räumten wir uns keinerlei Wiedersehenschance mit der Ballonnutzlast ein.

An Aufgeben war jedoch nicht zu denken. Da wir in Flugroutenvorhersagen eigentlich noch keinerlei Erfahrung hatten und auch ein seltsames Ergebnis mit einer kurzen Reichweite errechnet hatten einigten wir uns darauf die Fläche schachbrettmäßig aufzuteilen und viele 2-Mann Peilteams aus OV-Mitgliedern zu bilden, die dann auf Suche gehen mußten. Nach etwas 2,5 Stunden, als niemand mehr an einen Fund glaubte kam der erlösende Anruf von Herbert (DL4SDR), "wir hören die CW-Bake". Und das ganze ca. 10km Luftlinie vom Startort entfernt. Aufgrund der Tatsache, dass die Flugzeit des Ballons mit ca. 2 Stunden durchschnittlich war und dementsprechend zwischen 25km und 30km geplatzt sein muss, konnten wir dem Anruf kaum Glauben schenken. Doch alle Peilteams versammelten sich in Assamstadt, wo Team1 das Signal zum ersten Mal gehört hatte. Eine halbe Stunde liefen wir mit Yagis und HB9CVs durch die Ortschaft und wurden teilweise sehr verdutzt angeschaut, auf der anderen Seite zeigten sich einige Bewohner sehr interessiert an unserer Aktion und wünschten uns noch viel Glück bei der Suche. Nach ungefähr 1,5km Fußmarsch, 30dB Abschwächung in der Antennenzuleitung und der Überquerung einiger Äcker befanden wir uns vor einem Maisfeld. Da wir uns schon etwas vorher aufgeteilt hatten haben wir das Fled durch unsere Peilungen eingekreist und als Hüter unserer Elektronik ausgemacht. Kurzum befanden wir uns aber darin und hatten sogar schon auf den Handys ohne Gummiantenne eine sehr hohe Empfangsfeldstäke. Kurz darauf haben wir das komplette Gespann etwa 8m vom Rand im Feld gefunden. Ein kurzer Anruf bei den "zurückgebliebenen" Amateuren auf dem Sommerfest brachte allgemeine Erleichterung. Nach einem kurzen Fototermin vor dem Feld machten wir uns auf den kurzen Rückweg um 10 Minuten später auf dem Sommerfest das ganze Gespann zu inspizieren.

Kaum geöffnet wurden die wildesten Thesen aufgestellt. So war eine Vermutung, dass sich durch die gewaltige Beschleunigung des Ballons die komplette Elektronik dermaßen verschoben hat, dass die Halterung der Compactflashkarte abgeschlagen wurde. Es stellte sich aber auch heraus, warum der zusätzliche 80m und 70cm Peilsender nicht peilen ließen. Beim 80m Peilsender gab es ein Problem mit der Versorgungsbatterie. Beim 70cm Peilsender wurde vor dem Start die Batterie falsch angeschlossen, sodass er nie senden konnte. Diese Fehler haben wir gemacht, um für die nächsten Starts lernen zu können.

Der Grund für den Ausfall der Hauptplatine wurde auch nach einiger Zeit gefunden. Die Firmware hatte auf der CF-Karte nie mehr als 32MB beschrieben. Durch die Zeitverzögerung des Starts wurden aber am Anfang schon so viele Bilder auf die Karte geschrieben, dass die 32MB-Grenze kurz nach dem Start überschritten wurde und sich die Firmware so ihr eigenes Inhaltsverzeichnis überschrieben hat.

Alles in Allem war die Aktion ein Erfolg, da wir in der Vorbereitungsphase doch einige Schuler in den Ferienprogrammen am Amateurfunk interessieren konnten, obwohl am Tage X keine Daten auf deren Laptops ankamen.

Was uns aber etwas betrübte, war die Tatsache, dass wir der Amateurfunk- bzw. Ballongemeinde unsere Ideen und Neuerungen nicht demonstrieren konnte. So hätte neben den üblichen Daten (PR, APRS, Sprache) während des Flugs auch eine Aussendung von Diagrammen der gemessenen Daten via SSTV und auch eine Karte mit der zurückgelegten Flugroute ebenfalls in SSTV ausgestrahlt werden sollen. Trotzdem hatten wir sehr viel Spaß an der Durchführung des Ballonstarts 2004.

Vielen Dank sei auch nochmals den unterstützenden Firmen Südwestmetall, der Wittenstein AG, dem AATiS, der FH Künzelsau sowie den Mitgliedern des DARC-OVs P56 für ihr Engagement gedankt.

Die Artikel zum Event in den lokalen Zeitungen findet man hier.